Lkw-Geschwindigkeit in Deutschland: Was ist erlaubt?

Verkehrsampel mit einem 50 km/h Geschwindigkeitslimit-Schild darüber, vor einem klaren Himmel.

Lkw-Geschwindigkeit in Deutschland: Was ist erlaubt?

Wer regelmäßig auf deutschen Autobahnen unterwegs ist, der kennt das Bild: mächtige Lastkraftwagen, die scheinbar endlos Kilometer für Kilometer abspulen, einige schneller und andere eher langsamer. Nicht nur Autofahrern stellt sich oft die Frage: Wie schnell kann ein Lkw fahren, wenn es keine Begrenzungen geben würde?

Die Antwort ist vielschichtig, denn sie hängt von gesetzlichen Vorschriften, technischen Begrenzungen und vor allem Sicherheitsaspekten ab. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick darüber, wie schnell die Lastkraftwagen in Deutschland fahren dürfen, warum sie laut EU-Gesetz gedrosselt sein müssen und welche Strafen bei einer Lkw-Geschwindigkeitsüberschreitung drohen.

Das Wichtigste im Überblick:

  • Geschwindigkeitsvorgaben: Lkw dürfen in Deutschland höchstens 80 km/h auf Autobahnen, 60 bis 80 km/h auf Landstraßen und 50 km/h innerorts fahren; EU-weit sind Geschwindigkeitsbegrenzer auf 90 km/h seit 1992 Pflicht.

  • Sicherheitsgründe: Die Tempolimits sollen Unfälle, langen Bremsweg, Verschleiß und Kraftstoffverbrauch reduzieren und damit Sicherheit, Umwelt- und Flotteneffizienz verbessern.

  • Strafen: Bei Überschreitungen drohen Bußgelder bis 800 Euro, bis zu zwei Punkte in Flensburg und maximal drei Monate Fahrverbot.

Allgemeine Informationen: Wie schnell darf ein Lkw fahren?

Lastkraftwagen, oft schlicht Lkw genannt, sind aus dem modernen Straßenverkehr kaum wegzudenken: Sie transportieren Waren, Rohstoffe und Güter quer durch Europa, häufig unter enormem Zeitdruck. Kein Wunder also, dass die Frage nach ihrer Geschwindigkeit eine zentrale Rolle spielt. Doch obwohl die Motoren moderner Lkw echte Kraftpakete sind, ist die Höchstgeschwindigkeit sowohl gesetzlich als auch technisch begrenzt.

Gesetzliche Begrenzung vs. technische Möglichkeit

Die meisten Lkw in Europa sind elektronisch auf 90 km/h begrenzt. Diese Vorgabe ist keine Empfehlung, sondern eine gesetzliche Vorschrift der Europäischen Union. Seit 1992 schreibt eine EU-Richtlinie vor, dass schwere Nutzfahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 3,5 Tonnen (Klassen N2 und N3) aus Sicherheitsgründen mit einem sogenannten Geschwindigkeitsbegrenzer ausgestattet sein müssen.

Und das hat seinen Grund: Während ein moderner 40-Tonner technisch durchaus über 120 km/h erreichen könnte, wäre das Risiko im Straßenverkehr enorm. Denn der Bremsweg eines Lkw ist deutlich länger als der eines Pkw. Eine starke Bremsung bei 100 km/h mit voller Beladung kann einen Bremsweg von mehr als 100 Metern erfordern, bei ungünstigen Bedingungen sogar noch mehr.

Warum Geschwindigkeitsbegrenzer vorgeschrieben sind

Der Geschwindigkeitsbegrenzer schützt deshalb nicht nur andere Verkehrsteilnehmer, sondern auch den Fahrer bzw. die Fahrerin selbst. Er sorgt für einheitliche Geschwindigkeiten im Schwerverkehr, was Überholvorgänge auf Autobahnen minimiert. Gleichzeitig wird eine bessere Planbarkeit im Flottenbetrieb erreicht, da Fahrzeiten deutlich kalkulierbarer werden.

Der Verschleiß von Reifen, Bremsen und Antriebsstrang fällt aufgrund der niedrigeren Höchstgeschwindigkeit deutlich geringer aus, und in Verbindung mit einem geringeren Kraftstoffverbrauch reduziert sich auch der CO₂-Ausstoß. Gerade bei Speditionen mit dutzenden Fahrzeugen zählt zwar jede Minute Fahrzeit, aber auch jeder Liter Kraftstoff. Für Unternehmen ist es wichtig, den Kraftstoffverbrauch der Lkw-Flotte zu optimieren.

Faktoren, die die sichere Fahrgeschwindigkeit beeinflussen

Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit ist aber kein Freifahrtschein: Ein Lkw sollte sein Tempo stets den jeweiligen Bedingungen anpassen, denn die optimale Lkw-Geschwindigkeit hängt von zahlreichen Faktoren ab. Fahrer*innen mit Verantwortung passen ihre Geschwindigkeit stets den aktuellen Gegebenheiten an, statt sich starr an die technische Limitierung zu halten:

  • Fahrzeuggewicht und Ladung: Je schwerer der Lastkraftwagen oder je ungünstiger die Ladung verteilt ist, desto länger wird der Bremsweg – und desto träger reagiert das Fahrzeug auf Lenk- und Beschleunigungsbefehle.

  • Straßenbedingungen: Enge Landstraßen, kurvige Abschnitte, starkes Gefälle oder Baustellen verlangen oft eine deutlich geringere Geschwindigkeit, selbst wenn die Beschilderung ein höheres Tempo zulässt.

  • Wetter: Regen, Nebel oder Schnee erfordern eine angepasste Geschwindigkeit, zudem dürfen unsichtbare Risiken nicht unterschätzt werden: Starker Seitenwind kann ein Gespann ins Schwanken bringen, besonders bei leerem Auflieger.

Reifen und Wartungszustand: Abgefahrene Reifen, ungleichmäßiger Luftdruck oder vernachlässigte Wartung beeinträchtigen die Fahrsicherheit massiv. Nur ein technisch einwandfreier Lkw fährt sicher und zuverlässig, deshalb sollte die Flottenwartung im Vordergrund stehen.

Lkw auf der Straße mit reflektierender Metalloberfläche bei Sonnenuntergang.

Wie schnell kann ein Lkw physisch fahren?

Technisch gesehen liegt die mögliche Höchstgeschwindigkeit eines modernen Lkw je nach Motorleistung zwischen 110 und 130 km/h. Diese Geschwindigkeit ist allerdings rein theoretisch und in der Praxis irrelevant, weil sie weder erlaubt noch sicher ist. Nur weil ein Lkw könnte, heißt das nicht, dass er darf – und schon gar nicht, dass er sollte. Die Einhaltung der Vorschriften ist der wesentliche Bestandteil eines verantwortungsvollen Fahrens.

Gesetzliche Geschwindigkeitsbegrenzungen für Lkw in Deutschland

In Deutschland gelten klare Tempolimits für Lkw, die sich deutlich von denen für Pkw unterscheiden. Wer sich damit auskennt, fährt nicht nur gesetzeskonform, sondern trägt aktiv dazu bei, dass die Straßen sicherer werden und tonnenschwere Fahrzeuge auch in kritischen Situationen beherrschbar bleiben.

Übersicht der zulässigen Geschwindigkeiten für Lkw (Stand 2025)

Fahrzeugtyp

Innerorts

Landstraße (außerorts)

Autobahn

Lkw bis 7,5 Tonnen (ohne Anhänger)

50 km/h

80 km/h

80 km/h

Lkw bis 7,5 Tonnen mit Anhänger

50 km/h

80 km/h

80 km/h

Lkw über 7,5 Tonnen

50 km/h

60 km/h

80 km/h

Lkw mit Sondergenehmigung („Tempo 100“)

50 km/h

80 km/h

100 km/h

Gefahrguttransporte

50 km/h

60 km/h

80 km/h (oft zusätzliche Auflagen)

Warum gibt es Geschwindigkeitsbegrenzungen für Lkw?

Die Geschwindigkeitslimits für Lkw sind keine Schikane, sondern haben klare physikalische und sicherheitstechnische Gründe: Ein 40-Tonnen-Lkw benötigt bei 80 km/h etwa doppelt so viel Bremsweg wie ein Pkw. Hinzu kommt, dass schwere Fahrzeuge in Kurven oder bei Spurwechseln deutlich instabiler reagieren.

Mit zunehmender Geschwindigkeit steigt zudem das Risiko für gefährliche Situationen wie Reifenplatzern, starkem Seitenwind, Notbremsungen oder Fehlbeladungen. Deshalb schreibt der Gesetzgeber strengere Tempolimits für Lastkraftwagen vor.

Wie schnell darf ein Lkw auf der Landstraße fahren?

Die zulässige Höchstgeschwindigkeit für Lkw richtet sich in Deutschland maßgeblich nach dem zulässigen Gesamtgewicht des Fahrzeugs: Auf Bundesstraßen dürfen Lkw zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen bis zu 80 km/h fahren, während schwerere Fahrzeuge über 7,5 Tonnen auf ein maximal erlaubtes Tempo von 60 km/h beschränkt sind.

Dasselbe gilt für Landstraßen: Auch hier sind die Tempolimits identisch, sodass leichtere Lkw bis 7,5 Tonnen 80 km/h fahren dürfen, während schwerere Fahrzeuge auf 60 km/h begrenzt sind. Dabei spielt es keine Rolle, wie viele Fahrstreifen vorhanden sind oder ob es eine deutliche Abgrenzung (Betonmauer oder Leitplanke) zur Gegenfahrbahn gibt.

Wie schnell darf ein Lkw auf der Autobahn fahren?

Auf Autobahnen dürfen Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen grundsätzlich höchstens 80 km/h fahren. Eine Ausnahme besteht für bestimmte Fahrzeuge, die unter strengen Voraussetzungen auch Tempo 100 erreichen dürfen. Dazu gehören leichtere Lkw (unter 7,5 Tonnen) oder Gespanne, die spezielle technische Anforderungen erfüllen, darunter ABS, geeignete Reifen, einen stabilen Aufbau und eine offizielle 100-km/h-Zulassung. Für schwere Sattelzüge oder 40-Tonner bleibt die Höchstgeschwindigkeit in jedem Fall bei 80 km/h.

Auf Autobahnen dürfen Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen grundsätzlich höchstens 80 km/h fahren.

Geschwindigkeitsüberschreitung: Welche Strafen drohen in Deutschland?

Wer mit einem Lkw in Deutschland zu schnell unterwegs ist, riskiert mehr als nur ein Bußgeld. Die Strafen sind strenger als bei Pkw, weil das Risiko schwerer Unfälle höher ist. Je nach Schwere des Verstoßes drohen hohe Geldstrafen, Punkte in Flensburg und sogar Fahrverbote. Deshalb ist es wichtig, die Gesetzgebung sowie drohende Strafen zu kennen.

Wie wird in Deutschland die Geschwindigkeit kontrolliert?

In Deutschland wird die Geschwindigkeit von Fahrzeugen mit verschiedenen technischen Systemen überwacht, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten und Unfälle zu vermeiden. Stationäre Blitzer kommen vor allem an Gefällestrecken, Baustellen oder Unfallschwerpunkten zum Einsatz und erfassen automatisch alle Fahrzeuge, die das Tempolimit überschreiten.

Zusätzlich führen Polizei und Behörden mobile Geschwindigkeitskontrollen durch, entweder mit Radargeräten, Lasermessungen oder Videofahrzeugen, die flexibel an unterschiedlichen Orten eingesetzt werden. Eine moderne Variante ist die sogenannte Section Control, bei der die Durchschnittsgeschwindigkeit eines Fahrzeugs über eine längere Strecke gemessen wird. Dieses System war mehrere Jahre in Niedersachsen in Betrieb, wurde jedoch Anfang 2024 aus Datenschutzgründen vorerst abgeschaltet, weil die Kennzeichen automatisch erfasst werden.

Neben diesen Messverfahren spielt auch der digitale Tachograf eine wichtige Rolle, insbesondere im Güterverkehr: Er zeichnet alle Fahrzeiten, Pausen und Geschwindigkeiten auf und ermöglicht somit die nachträgliche Kontrolle von Tempoverstößen und Arbeitszeiten.

Bußgeld, Punkte und Fahrverbot: Strafen für Tempoverstöße

Die Sanktionen für Lkw-Fahrer*innen richten sich nach der Höhe der Tempoüberschreitung und dem Ort des Vergehens, ob innerorts oder außerorts. Die Strafen, die sich aus Bußgeld, Punkten und einem eventuellen Fahrverbot zusammensetzen, fallen in der Regel etwas höher aus als bei Pkw.

Bußgelder bei Tempoverstößen von Lkw (Stand 2025)

Überschreitung

Innerorts

Außerorts

Bußgeld

Punkte

Fahrverbot

Bußgeld

Punkte

Fahrverbot

bis 10 km/h

40 €

-

-

30 €

-

-

11-15 km/h-

60 €

-

-

50 €

-

-

16-20 km/h

160 €

1

-

140 €

1

-

21-25 km/h

175 €

1

-

150 €

1

-

26-30 km/h

235 €

2

1 Monat

175 €

1

(1 Monat)

31-40 km/h

340 €

2

1 Monat

255 €

2

1 Monat

41-50 km/h

560 €

2

2 Monate

480 €

2

1 Monat

51-60 km/h

700 €

2

3 Monate

600 €

2

2 Monate

über 60 km/h

800 €

2

3 Monate

700 €

2

3 Monate

Hinweis: Die Bußgelder orientieren sich am bundeseinheitlichen Tatbestandskatalog (Stand 2025); regionale Abweichungen oder Aktualisierungen sind möglich.

Zum jeweiligen Bußgeld kommen noch weitere Auslagen und Gebühren hinzu, sodass die Strafe deutlich höher ausfallen kann. Für Lkw mit gefährlichen Gütern sind ebenfalls höhere Bußgelder vorgesehen, und für Lkw-Fahrer*innen, die beruflich unterwegs sind, könnten sogar arbeitsrechtliche Folgen entstehen.

Was tun, wenn man mit dem Lkw geblitzt wurde?

Ein Blitzlicht im Straßenverkehr sorgt in der Regel sofort für Herzklopfen, und die Nervosität steigt noch einmal deutlich, wenn man am Steuer eines 40-Tonners sitzt. Eine Tempoüberschreitung kann nicht nur teuer werden, sondern auch rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Wurde man im Lkw geblitzt, lohnt es sich dennoch, zunächst ruhig und überlegt vorzugehen und die folgenden Schritte zu beachten:

  1. Ruhe bewahren und Post abwarten. Der Bußgeldbescheid wird in der Regel innerhalb weniger Wochen zugestellt.

  2. Bußgeldbescheid prüfen. Ort, Zeit, Fahrzeugkennzeichen und Geschwindigkeit überprüfen und auf Unstimmigkeiten achten. Fehler sind möglich.

  3. Fahrer oder Halter? Grundsätzlich haftet der Fahrer bzw. die Fahrerin, nicht der Arbeitgeber. Nur wenn nicht festgestellt werden kann, wer gefahren ist, kann es zur sogenannten Halterhaftung kommen. Das ist bei Firmenfahrzeugen jedoch selten.

  4. Rechtslage prüfen lassen. Bei einem drohenden Fahrverbot lohnt sich oft der Gang zum Fachanwalt für Verkehrsrecht. Möglicherweise arbeitet das Unternehmen mit Experten zusammen.

  5. Zahlung oder Einspruch. Ist der Bescheid korrekt, sollte fristgerecht gezahlt werden, um zusätzliche Kosten und rechtlichen Ärger zu vermeiden.

Tipp: Speditionen setzen zunehmend auf Telematiksysteme, um Fahrstile und Geschwindigkeiten zu überwachen. Das schützt Fahrer*innen und Unternehmen gleichermaßen.

Fazit: Ein Tempoverstoß in Deutschland kann teuer werden

Die gesetzlichen Geschwindigkeitsbegrenzungen sind nicht willkürlich, sondern das Ergebnis jahrzehntelanger Sicherheitsforschung und Unfallanalysen. Wer sich an die Regeln hält, fährt nicht nur sicherer, sondern auch wirtschaftlicher: geringerer Verschleiß, weniger Stress – und keine Strafen.

Kurz gesagt: Wer mit dem Lkw unterwegs ist, sollte das Tempolimit als Sicherheitsgarantie verstehen, und nicht als Einschränkung. Denn ein paar Minuten Zeitgewinn sind es selten wert, den Job, Führerschein und Menschenleben zu riskieren.

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